Sigmundsberg Kirchweihfest nach Restauration

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Sigmundsberg Kirche wurde nach der Restaurierung von Abt Benedikt gesegnet.


Abt Benedikt von St. Lambrecht segnete am 19. Oktober 2013 in einer kleinen Feier die restaurierte Filialkirche am Sigmundsberg.
Danke an Foto Kuss für die Fotos und Infos. Sigmundsberg Infotext: Basilika Mariazell

Sigmundsberg Kirche (2)

Sigmundsberg Ausblick nach Mariazell

Sigmundsberg Kirche

Derzeit wird die reizvolle gotische Kirche am Sigmundsberg, ca. 8 km südlich von Mariazell auf einem steilen Bergfelsen ober­halb einer engen Windung der Salza gelegen, restauriert. Hier soll sich der Gründungslegende nach der Fels gespalten haben, um Mönch Magnus den Weg zu jenem Ort zu öffnen, an dem er 1157 seine Zelle errichtete, jedenfalls bis ins 18. Jh. führte auch die alte Straße aus dem Süden kommend direkt vorbei an der Anhöhe des Sigmundsberges. Einige gotische Marterln entlang dieses alten Pfades zeigen die Bedeutung dieses Weges.

Es handelt sich bei der Kapelle um einen einheitlich spätgoti­schen Bau, der unter dem St. Lambrechter Abt Heinrich Moyker errichtet wurde. Sicher nicht zufällig wurde das, während der Regierungszeit des deutschen Königs und späterer Kaisers Si­gismund (1368- 1437) errichtete Kirchlein, dem Heiligen Sigis­mund – einem König, der um 500 in Frankreich lebte – gewid­met. Letzterer bekehrte sich vom arianischen zum katholischen Glauben und wurde nach einem wechselvollen Leben mit seiner Familie bei Orleans, südlich von Paris, ertränkt.

Die ältere Ortsbezeichnung „Kreuzberg“ weist daraufhin, dass schon in früherer Zeit ein Kreuz oder ein Kreuzweg auf dieser Bergkuppe bestanden hat. 1443 genehmigte der Patriarch von Aquileja die Kapelle zu erbauen und verlieh dazu Ablässe.
1464 erlaubte dann Kaiser Friedrich III., veranlasst durch die häufigen Einfalle östlicher Reitervölker („der Türken“), und Abt Johannes Schachner zur Sicherung von Mariazell und seiner Schätze eine Festung am Kreuzberg bei der dort erbauten Ka­pelle zu errichten. Sie bestand vermutlich nur aus einer Ring­mauer um die Kapelle. Bereits 1485 wurde die 1471 vollendete Kapelle angeblich durch ungarische Truppen des Matthias Corvinus beschädigt oder zerstört. 1501 erfolgte der Wiederaufbau.

Verbunden mit der Kapelle auf dem Sigmundsberg sind auch alte Bußrituale, wie das Hinauftragen von schweren Steinen durch Wallfahrer. Möglicherweise entstand diese Tradition aber auch aus dem Bedarf von Steinen für den Festungsbau. Jeden­falls bezeugen bis heute große, zwischenzeitlich etwas mit Gras überwucherte Steinhäufen, innerhalb der Umfassungsmauer vor der Kirche, diese Tradition. Die enge Verbindung dieses Kirch­leins mit der nahen Wallfahrtskirche bewirkte auch, dass wäh­rend des großen Brandes von Mariazell, zu Allerheiligen 1827, die Gnadenstatue in diese Kapelle in Sicherheit gebracht wurde.

Die Restaurierung

Das seit ca. 15 Jahren geschlossene Kirchlein war stark verun­reinigt und verstaubt, teils durch in das Kircheninnere einge­drungene Vögel und Mäuse, sehr stark aber auch durch dicke Rußablagerungen, die noch aus der Zeit stammten, in welcher die Kapelle geöffnet war und dort Kerzen verkauft wurden. Die Schäden durch auf den Altar, die Kanzel und das Konmmuniongitter gestellte Kerzen waren überhaupt ein besonderes Charakteristikum dieser häufig von Wall­fahrern besuchten Kapelle und führten zu zahlreichen Versengungen des Holzes und Brandschäden, aber auch zu dicken Wachsablagerungen. Aber auch die letzte Renovierung wurde nicht sehr fachmännisch ausgeführt und so waren einige Berei­che mit dicker dunkler Farbe übermalt, alle Versilbe­rungen und Vergoldungen mit dicker Goldbronze. Da diese im Laufe der Jahre noch zusätzlich nachgedunkelt waren, hatten alle Blattmetallauflagen ihren Glanz voll­ständig eingebüßt. Aber auch formal wurde im Laufe der letzten Jahrzehnte einiges geändert: vier plumpe, nicht zur ursprünglichen Ausstattung gehörige und zu große Putti befanden sich an Stelle der ursprüngli­chen Voluten am Obergeschoss des Altares, aber auch einige unsinnige Ergänzungen wie Märtyrerpalmen in der Hand von Engeln und andere Zutaten zeugten von wenig Sachwissen. Andererseits waren aber auch viele Teile des Schnitzwerks abgebrochen und fehlten.

Im Zuge der aktuell durchgeführten Restaurierung wurde die gesamte Ausstattung sorgfältig gereinigt, instabile Bereiche gefestigt und alle späteren Überma­lungen abgenommen. Abgebrochene Flügel und redu­ziertes Blattwerk wurden in Lindenholz nachgeschnitzt, falsche Ergänzungen entfernt und der ursprüngliche obere Abschluss des Altares mit marmorierten Voluten wiedergefunden und an seiner ursprünglichen Positi­on befestigt. Schadhafte Vergoldungen wurden nach­vergoldet, die Fehlstellen vor allem im Sockelbereich retuschiert. Aber auch der alte Steinboden wurde ausgebessert, die ursprünglichen Türen wieder freigelegt und die Wände gereinigt und teilweise übertüncht.

Erstmals wurde die über 500 Jahre alte Kirche auch elek­trifiziert, mit einem Luster aus der Basilika beleuchtet und die Glocke in Betrieb genommen. Damit Wallfah­rer die Kapelle auch betreten können, wenn keine Andacht stattfindet, wurde ein vorhandenes schmiedeeisernes Gitter zu einer Absperrung umgebaut. Schon vor Beginn der Arbeiten stellte sich die Frage, wie mit dem Umstand umgegangen werden soll, dass es in der Sigismund-Kapelle seit Jahrzehnten keine Sigismund-Darstellung mehr gibt. Aus alten Quellen ist bekannt, dass die Kirche stets über einen Altar der Muttergottes und des Hl. Sigismund verfügte und von beiden sind uns auch wertvolle und künstlerisch bedeu­tende Zeugnisse erhalten: eine wunderbare Schreinfi­gur eines gotischen Sigismundaltares im Geistlichen Haus der Basilika Mariazell und eine gotische Maria Lactans (stillende Muttergottes) vom Sigmundsberg im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Das Motiv der Maria Lactans findet sich als barockes Hochaltargemälde von Friedrich Stilpp wieder, der Hl. Sigis­mund wurde nach Vorbild der gotischen Schreinfigur an der dafür vorgesehenen Stelle im Auszug des Hoch­altares von Erika Thümmel neu gemalt. So verfügt die Kapelle nun wieder über den Titelheiligen und mit der Darstellung wird auch ein direkter Bezug zu der ur­sprünglichen Ausstattung hergestellt.

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